Rückblick Mikro- und Gebäudeklima im Koch-Quartier

19.09.2019

Die Klimaerwärmung ist in aller Munde. Gerade in Städten sind die Herausforderungen gross. Es stellt sich die Frage, wie Bauträger mit baulichen Massnahmen dazu beitragen können, den Hitzeinseln etwas entgegenzuwirken. Zu diesem Anlass haben ABZ, Senn, Kraftwerk1 und Grün Stadt Zürich zu einer öffentlichen Veranstaltung «Mikro- und Gebäudeklima im Koch-Quartier» eingeladen. Expert_innen haben darüber referiert, was in Quartieren und an Gebäuden konkret gemacht werden kann, um das lokale Klima positiv zu beeinflussen. Der spannende Anlass fand am 16. September 2019 in der Stadtgärtnerei in Zürich statt. Der Morgen war öffentlich und im Anschluss waren die Interessierten dazu eingeladen, an einer kurzen Führung durch die Ausstellung «Grün am Bau» teilzunehmen. Am Nachmittag haben die Fachleute mit den Bauträgern die Bauprojekte kritisch diskutiert.

 

 

 Es folgt eine nichtabschliessende Aufführung von angesprochenen Themen der Referate vom öffentlichen Teil der Veranstaltung:

  1. Die thermische Lage des Kochquartiers: Das geplante Quartier liegt nicht schlecht, immerhin nachts könne die Kaltluft gut ins Quartier hereinströmen. Tagsüber sieht es anders aus. Vor allem der Park wird lokal etwas bewirken können.

  2. Für die Gebäude werden Fassadenbegrünung und grüne Dächer vorgeschlagen. Doch die positive Wirkung aufs lokale Mikroklima von Dachbegrünung ist umstritten: Ab einer Höhe von 15 Meter ab Boden geht die bodennahe Wirkung verloren, die lokale Aufenthaltsqualität auf dem Dach wird jedoch verbessert und das Gebäude allenfalls gekühlt. Um eine messbare Temperatursenkung in Bodennähe zu erwirken, müssten Dachflächen grossflächendeckend über ganze Areale hinweg begrünt sein.
  3. Bezüglich des Parks und der allgemeinen Grünflächen wird das enorme Potential grosser Bäume erwähnt, um das Mikroklima merklich zu verbessern. Wird eine hundertjährige Eiche gefällt, braucht es hundert zehnjährige Bäume, um die gleiche Blattfläche und das gleiche Kronenvolumen zu erreichen.
  4. Bodenoberflächen in Städten waren ebenfalls ein Thema. Einfach formuliert kann man sagen: Je weicher, wasserdurchlässiger, heller und begrünter sie sind, desto mehr tragen sie dazu bei, das lokale Mikroklima zu verbessern.
  5. Die Fassadenbegrünung hat mehrfache Vorteile: Sie beeinflusst das Gebäudeklima dank Schattenwirkung und Kühlung durch Verdunstung. Ein schöner Nebeneffekt ist die Erhöhung der Biodiversität, die CO2-Bindung, die Luftreinigung und ebenso die Schallabsorption. Es werden verschiedene Formen der Fassadenbegrünung vorgestellt, die unterschiedlich aufwändig und kostenintensiv sind. Wichtiger Faktor für ein Gelingen des Fassadengrüns ist die Wahl der Pflanze, je nach Ausrichtung des Gebäudes. Auf Südseiten kommen nur äusserst hitzebeständige, also meist nicht einheimische, Pflanzen in Frage.
  6. Bezüglich Regenwasserrückhalt und -management ist die Herausforderung, dass in Zukunft wohl mit häufigeren Extremwetterereignissen gerechnet werden muss. Strategien der Vergangenheit sahen meist eine möglichst rasche Ableitung des Wassers in die Kanalisation vor, im besten Fall wurde ein temporärer Speicher vor Ort vorgesehen, um das Wasser verzögert – aber immer noch in die Kanalisation – abzugeben. Die Aufnahmekapazitäten der Kanalisation aber bleiben beschränkt. Auf den Dächern besteht dieselbe Herausforderung, dass zu wenig Wasser zurückgehalten werden kann und direkt abfliesst. Aktuelle Ansätze wie das «Schwammstadtprinzip» gehen von einem Umdenken aus: Möglichst gar nichts ableiten, sondern vor Ort speichern, verdunsten, erlebbar und nutzbar machen und allenfalls einen Rest versickern. Mit technischen Lösungen wie speziellen Zwischenraumelementen unter Gründächern, Strassen oder öffentlichen Plätzen, die Wasser speichern und allenfalls auch nutzbar machen können, wird derzeit experimentiert. Denn: Künftig werden Areale und Quartiere ihr Wassermanagement wohl vollumfänglich selbst übernehmen müssen.
  7. Zum Thema der grauen Energie des Bauens wurde gesagt, dass es nicht reicht, bei den Gebäuden nur von der Betriebs-Energie zu sprechen, sondern auch der Energieverbrauch in der Erstellung berücksichtigt werden müsse. Einsparungspotential gibt es unter anderem bei folgenden Faktoren: CO2-reduzierten Zement im Recycling Beton verwenden, Bauteile wiederverwenden, bezüglich Statik durch intelligente Planung optimieren.

Ein spannender Morgen! Wer sich künftig für ähnliche Veranstaltungen interessiert, abonniert den Newsletter auf kochquartier.ch.

 


Zurück zur Übersicht